Klassifizierung als wichtige Qualitätssicherung von Fleisch
Österreichweit werden auf den Schlachtbetrieben rund 5 Millionen Schlachtschweine und 600.000 Schlachtrinder einer neutralen und unabhängigen Qualitätssicherung durch die Klassifizierungsdienste unterzogen.
Die Dachorganisation Österreichische Fleischkontrolle Ges.m.b.H. (ÖFK) bündelt die Interessen der Landesklassifizierungsdienste, betreibt ein nach ISO 17020 akkreditiertes Qualitätsmanagementsystem und eine schlachthofunabhängige Datenerfassung mit zentraler Speicherung in einer österreichweiten Datenbank. Sämtliche Klassifizierungsdaten stehen am Ende des Schlachttages den Landwirten unter www.oefk.at online zur Verfügung (Einstieg mit Betriebsnummer und AMA-Pincode). Die Schlachtbetriebe erhalten die eigenen Daten ebenfalls nach Schlachtende.
Der Landesverband für Leistungsprüfung und Qualitätssicherung (LfL) führt in Oberösterreich die Klassifizierungsarbeiten auf derzeit 40 Schlachtbetrieben mit knapp 2 Millionen Schweinen und rund 200.000 Rindern durch. Die Entwicklungen der ersten Monate im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum zeigen bei den Rindern eine Steigerung von rund 3 %, bei den Schweinen eine Reduktion von knapp 3 %.
Kernaufgaben des Klassifizierers vor Ort sind die neutrale Erfassung sämtlicher Schlachtdaten als Basis für die Abrechnung zwischen Landwirt und Schlachtbetrieb bzw. Händler und Erzeugergemeinschaft. Dies betrifft vor allem die unabhängige Gewichtsfeststellung (Warmgewicht), die Einstufung in die jeweilige Handelsklasse (bei Rindern EUROP Fleisch- und Fettklasse, bei Schweinen Ermittlung des Muskelfleischanteiles anhand des Fleisch- und Speckmaßes) sowie die Kontrolle der ordnungsgemäßen Zurichtung. Es muss gewährleistet sein, dass zum Zeitpunkt der Verwiegung die gesetzlichen vorgeschriebenen Teile am Schlachtkörper vorhanden sind und keine unzulässigen Abschnitte vor der Verwiegung erfolgen. Die ordnungsgemäße Zurichtung ist am Klassifizierungsprotokoll oder in der ÖFK Datenbank www.oefk.at mit dem Code Z01 (Zurichtung in Ordnung) dokumentiert.
Eine immer wichtigere Dienstleistung ist die Überwachung der verschiedenen Herkunfts- und Qualitätsmarkenprogramme. Der Klassifizierer bestätigt mit diesen Arbeiten für die Konsumenten, wo das jeweilige Tier geboren, aufgezogen und geschlachtet wurde bzw. ob der Schlachtkörper die entsprechenden Kriterien für diverse Markenprogramme wie AMA Gütesiegel, Bio oder Gentechnik frei erfüllt. In Österreich sind derzeit rund 60 grossteils auf Regionalität aufgebaute Markenprogramme von der Agrarmarkt Austria als Behörde genehmigt und etabliert.
Wichtige Neuerungen für die Landwirte
Seit einigen Monaten sind die Klassifizierungsdaten von allen Schlachtbetrieben aus Oberösterreich mit unabhängiger Klassifizierung in der ÖFK Datenbank abrufbar. Die Daten vonkleineren Rinder- und Schweinebetrieben mit einer wöchentlichen Schlachtzahl unter 200 Schweinen bzw. 20 Rindern waren vorher nicht online im System verfügbar.
Seit rund einem halben Jahr werden als Ergänzung zu den Klassifizierungsdaten auch die Gesundheitsdaten der Veterinäre für die Schlachtkörper und Organe aus der Fleischbeschau dokumentiert. Dadurch stehen zusätzliche Informationen für eine Optimierung und Verbesserung des Herdenmanagements (Fütterung, Stallklima, Tiergesundheit) zur Verfügung. Vor allem Rückmeldungen über mögliche Erkrankungen der wichtigsten Organe wie Lunge, Leber oder Herz können hier wichtige Rückschlüsse für den Landwirt liefern.
Jedem Landwirt als Schlachtviehvermarkter wird empfohlen, die Daten der Klassifizierung zur Kontrolle der Schlachtabrechnung und Steuerung des Herdenmanagements zu nutzen. Diese stehen tagaktuell von allen Tieren in der ÖFK Datenbank www.oefk.at zur Verfügung.
Detailinformationen über die Abläufe der Klassifizierung finden sie in der neuen Klassifizierungsbroschüre der ÖFK unter http://www.oefk.at/serviceanfragen/publikationen/. Der LfL bietet im Frühjahr 2016 wieder Seminare für Landwirte in Theorie und Praxis an. Für aktuelle Anfragen stehen wir auch auf der heurigen Rieder Messe gerne zur Verfügung.
Autor: DI Markus Koblmüller | 02.09.2015